Kinder aus suchtbelasteten Familien
Kinder aus suchtbelasteten Familien
Grundlegende Informationen
Kinder, die in suchtbelasteten Familien aufwachsen, bilden keine Randgruppe unter den Angehörigen. Schätzungsweise 10 % der Bevölkerung in Deutschland wurden in ihrer Kindheit durch ein familiäres Suchtproblem belastet bzw. sind belastet.
Kinder aus suchtbelasteten Familien sind die größte bekannte Risikogruppe für eine spätere Suchterkrankung, und sie tragen eine Reihe weiterer Gesundheitsrisiken. Darüber hinaus wachsen sie unter ungünstigen Lebensbedingungen auf, die sich belastend auf das Leben als Erwachsene auswirken. So erleben die Kinder instabile und unsichere Beziehungen zu den Eltern, wenig Verlässlichkeit, Beziehungsabbrüche durch Trennung oder gar durch den Tod.
Kinder aus suchtbelasteten Familien sind problematischem Elternverhalten ausgesetzt, wie materieller und emotionaler Vernachlässigung, ihnen werden unpassende Rollen und Aufgaben zugemutet, die nicht altersgerecht sind. Wenn sie z. B. die Elternrolle übernehmen und sich um Haushalt und jüngere Geschwister kümmern müssen.
Kinder aus suchtbelasteten Familien erleben Konflikte, Aggressionen und häusliche Gewalt in der Familie. Sie erfahren nicht selten auch Ausgrenzung und Mobbing bei Gleichaltrigen und in der Schule.
Fakten
Über 3 Millionen Kinder haben mind. ein suchtkrankes Elternteil. Sie erleben soziale und gesellschaftliche Nachteile und haben ein bis zu sechsfach erhöhtes Risiko für eine Suchterkrankung. Es besteht ein höheres Risiko für problematisches Erziehungsverhalten.
Quelle: Kinder aus Suchtbelastenden Familien, Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, 2017
Den Weg in die Selbsthilfe finden Kinder oft erst im Erwachsenenalter. Das Aufwachsen in einer suchtbelasteten Familie ist eine schwere Bürde, die sich im Erwachsenalter nicht einfach ablegen lässt.
Von Kindesbeinen an mussten Kinder von Suchtkranken lernen das „Familiengeheimnis“ zu hüten, mit niemandem darüber zu reden, sich niemandem anzuvertrauen und unschöne Gefühle zu verdrängen. Diese schützenden und vielfach erprobten Verhaltensweisen und Strategien verkehren sich im Erwachsenenalter jedoch oft ins Gegenteil und verhindern ein erfülltes Leben.
So tun sich erwachsene Kinder aus suchtbelasteten Familien oft schwer damit, sich selbst anzunehmen. Sie haben Probleme Partnerschaften einzugehen und zu leben, und sie haben Probleme bei der beruflichen Entfaltung. Kinder aus Suchtbelasteten Familien lernen, sich niemandem anzuvertrauen. Viele neigen zur Überverantwortlichkeit und Kontrolle gegenüber anderen Menschen. Selbstschädigendes Verhalten, Selbstzweifel, Ängste, Depressionen, psychosomatische Beschwerden und Suchtprobleme können Folgen sein.